Erfolgreicher Zwergen-Aufstand

Schlaggawäscher erobern mit einer überdimensionalen Zwergen-Schar das Oberkochener Rathaus und schicken Bürgermeister Peter Traub für vier Tage in den Vorruhestand

Der Kampf um den Rathaus-Schlüssel (NZO-Präsident Andreas Kieninger und Bürgermeister Peter Traub, Fotos: ls)

Im letzten Jahr Flower-Power, heuer Zwerge soweit das Auge reicht auf dem Eugen-Bolz-Platz. Der „Zwergen-Umzug“ zieht froh gestimmt zum Rathaus. Damit die „Schlaggen-Zwerge“ zum Misserfolg verdammt sind, hat sich der „schikanöse Bauhof“ wieder einiges einfallen lassen, um den Verwaltungstempel vor Flurschaden zu bewahren. Erst gilt es, den hinderlichen Baumstamm zu durchsägen, dann geht es durch eine mit Steinen und Holz gefüllte Rohre, die gar noch mit Staub beblasen wird.

Der Rathausschlüssel ist in luftiger Höhe in einem Eisblock versteckt. Da holt sich NZO-Präsident sogar blutige Finger. Geschafft im wahrsten Sinne des Wortes macht er dann kategorisch klar: „Lieber Schultes und Gemeinderat, so kann das nicht weitergehen, darum erhört unser Flehen. Wir die Zwergenschar werden regieren dieses Jahr, ist das klar!“

Kieninger fährt lokale Geschütze auf. Ins El Molino locke man die Leute, wo man „bei diesen hohen Preisen gleich ganz Spanien kann bereisen.“ Derweil machten sich Stadtbeamte auf die Socken, um in der Kantine des Gymnasiums dem guten Abo-Essen zu frohlocken. Und bald liefen die Frauen nackt in Oberkochen rum, wenn es kein Textilgeschäft mehr gebe. Schließlich fordert Kieninger statt Le Maires Zeichenbrett-Klicke für die Neue Mitte einen Bierbrunnen für die Narrenschar. Und den „Gemeinderats-Haufen“ will die Narrenmeute in den Wald entführen. „Vier Tage soll die alte Hex den Haufen im Backröhrle quälen, bevor sie sich können davonstehlen“, verspricht der NZO-Präsident.

„Ich bin kein Sozi und kein Rechter, ich bin ein Mann der Mitte“ (Bürgermeister Peter Traub)

Der Schultes wundert sich über die alljährliche Revolution der kampfeslustigen Narrenmeute. „Ich woiß ja net, wer Euch des so empfahl, denn im Dezember isch erscht Schulteswahl. Bis dahin manch andrer schon erwägt, wie er an meinem Stuhl im Rathaus sägt.“ Jahrzehntelang habe man ihn als „Sozi“ bezeichnet und nach der Neujahrsansprache als „Rechter.“ „Doch wenn ich krieg von links und rechts viele Tritte, dann zeigt mir des, ich bin ein Mann der Mitte“, proklamiert Traub vor dem jubelnden Faschingsvolk. Er laudiert „die schöne Mühle und der teure Wein im El Molino sei eine kolportiere Mär.“

„Anstatt, wie üblich, alles totzureda, empfehle ich als Schultes einfach jeda. Dem Ganza lieber eine Chance zu geba als seinen Niedergang jetzt anzustreba.“ Und er ruft – nicht nur den Narren – zu: „Wir braucha viel mehr positives Denka, als trotzig nur die Arme zu verschränka. Helft lieber mit, damit etwas gelingt und dass es Oberkocha etwas bringt.“ Und schließlich lässt der die Zwerge gern ins Haus. „Ich will mich jetzt nicht weiter wehra, wenn so viel Zwerge Einlass begehra. Für Euch leg´ ich mein Amt als Schultes nieder, weil in vier Tag´ bin ich`s ja trotzdem wieder“, sagt Traub, als er den Kampf um den Rathausschlüssel endgültig verloren hat.



Die Schlaggen auf dem Weg zum Rathaus







Text und Bilder von Lothar Schell, SchwäPo

 
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