Eros-Center und Hanfplantage

„Fower-Power“ beim Rathaus-Sturm in Oberkochen – Hippie-Schar der Schlaggawäscher entbindet Schultes Traub vom Amt

Friedlich ist es, Woodstock-Feeling, der Gemeinderat blumig verpackt und der Bauhof hat für die Narren-Meute wieder einige kreative Schikanen eingebaut, um den Schlüssel zum Rathaus zu erhaschen.

Da war Schultes Peter Traub den Rathausschlüssel los. Die Schlaggen und die Hippies haben jetzt in Oberkochen das Sagen. (Foto: ls)

„Liebe und Frieden habe ich im Gepäck, das wird sicherlich ganz nett. Bei Euch im Rathaus wollen wir beginnen und Euch neu besinnen“, sagt NZO-Präsident Andreas Kieninger.

Vorausgegangen ist ein Umzug zum Rathaus, mit dem Schlagg an der Spitze, dem Fanfarenzug, Gardemädchen und den traditionellen Böllern der Rodstein-Schützen vom Dach des Rathauses. Auf die Narren wartet Kärrner-Arbeit. Ein „hippisch gefärbter Wassergraben“ und eine mit Schmierseife durchsetzte Schräge ist zu erklimmen. Die Bauhofleute sind zur Verteidigung der Verwaltung im Sitzstreik und müssen weggetragen werden. Andi Kieninger mutiert zum Taucher, endlich, der Schlüssel ist da.

Derweil erfreuen sich die Rathaus-Oberen mit Gitarre und Ohrwürmern aus der Flower-Power-Zeit. Der NZO-Präse macht kategorisch klar, wie er sich künftig das Rathaus-Leben vorstellt: Hasch, Bier und Wein im Bürgerbüro, in der vierten Etage geht`s zur Massage, im Ordnungsamt mit „den Schwarzen schmusen“ und der Bilzhannes zählt die heiteren Stunden nur. „Ein Platz der Liebe muss nun her, das fällt mir gar nicht schwer, wir nehmen einfach die Neue Mitte her“, skandiert Kieninger.

„Vermutlich ist der Gmoindrat schlauer, als Ihr mit Eurer Flower Power“, antwortet der „Noch-Schultes.“ Und seine Rätinnen und Räte lobt er über den Schellen König: „Jawoll, wir sind a tolle Einsatztruppe, und Leserbrief`, die sind uns völlig schnuppe. Denn wer an Arsch in seiner Hose hat, der kandidiert für unser`n Rat der Stadt.“ Vom „Hippie-Fieber“ dann doch gepackt, bringt Traub seine Visionen unters Volk: ein Freibad an der Mühle, im Wirtschaftsgebäude macht der Mühlenverein aus Kocherwasser guten Wein und weil die Gastronomie etwas gegen eine Bebauung auf dem Nagel-Grundstück hat, soll in der Neuen Mitte ein Friedhof angelegt werden. Zur Freude der Narren soll auf dem Volkmarsberg eine Hanf-Plantage entstehen und im legendären „Storcha-Bäck“ ein Eros-Center. Dann hieß es nur noch „Love and peace“, die Meute zog ins Rathaus ein und dort wurde zünftig-nass gefeiert.

Auf vielfachen Wunsch drucken wir nachfolgend die Rede von Bürgermeister Peter Traub in Versform ab:

Die Christbaumkerza, die sind kaum verglomma,
da deand die Schlaggawäscher wieder komma,
um diesmal ins Nirvana einzutaucha
und meine Hasch-Zigarra wegzuraucha.

Als Hippies seid Ihr da in Eure Fetza,
um mich als Bürgermeister abzusetza,
damit der Andi Kieninger sodann
als Narraschultes flott regiera kann.

Als Nachfolger von unser’m Ziemons Klaus,
da sieht der Andi ganz passabel aus.
Jetzt guck‘ mer halt amol,
wie der sich schlägt,
und ob der Kerle au ebbes verträgt.

Auf jeden Fall wird er ab heut‘ probiera,
die Stadt und au den Gmoindrat zu regiera.
Vermutlich isch der Gmoindrat aber schlauer,
als Ihr mit Eurer Flower Power.

Der muss sich nicht als Blumakind verkleida,
der duat au so hervorragend entscheida,
indem er sich sehr oft zu mir gesellt
und an des Bürgermeister’s Seite stellt.

Jawoll, wir sind a tolle Einsatztruppe,
und Leserbrief‘, die sind uns völlig schnuppe,
denn wer an Arsch in seiner Hose hat,
der kandidiert für unser’n Rat der Stadt.

Dort kann er dann vor alle Leut‘ beweisa,
dass er no mehr kann als nur klugzuscheißa.
Ich sag Euch: Net bloß über and’re lacha,
sondern an d’Bürgerfront und selber macha!

Über den Gmoindrat, des muss ich Euch saga,
da kann ma‘ sich fei wirklich nicht beklaga,
denn er hat kluge Entscheidunga gefasst,
auch wenn’s a paar im Ort net richtig passt.

Dabei lässt er sich nicht vom Hasch berauscha,
sondern tut seinem Bürgermeister lauscha.
So dringt er in Bewusstseinsregiona,
die Fakta schaffet, keine Illusiona!

Zum Beispiel des Hotel in Oberkocha,
des wird in ein paar Wocha abgebrocha.
Drum hat der Gmoindrat klug und schlau beschlossa,
es bleibt jetzt bis auf weiteres geschlossa.

Des aquafit, des isch uns lieb und teuer
und frisst beinah‘ die ganze G’werbesteuer.
Deshalb wird es auf Vorschlag von Herrn Rühle
künftig ein Freibad geba an der Mühle.

Im Wirtschaftsgebäude macht der Mühlenverein
aus unser’m Kocherwasser guten Wein.
Des hat der Gmoindrat unbedingt so g’wellt
und hierfür vier Milliona bereitgestellt.

Für d’Neue Mitte, des möcht‘ ich betona,
hat unser Gmoindrat auch scho Visiona.
Dort wolla wir, ich sag’s Euch im Vertraua,
die Nagel-Grundstück‘ völlig neu bebaua.

Jedoch die Gastronoma sind dagega,
so dass der Gmoindrat schließlich deretwega
beschlossa hat, die Pläne aufzugeba
und einen neua Friedhof anzulega.

Im Dreißatal, wie man im Ort so hört,
des Pflaster die Bewohner dort sehr stört.
Des hat den Gmoindrat dermaßa bewegt,
dass er die Dreißatalstraße verlegt.

Im Winter wird der Bauhof nicht geliebt,
weil er den Schnee auf d’falsche Seite schiebt.
Drum hat der Gmoindrat daraufhin verkündet,
der Schnee, der wird in Zukunft angezündet.

Das Gremium ebaso Wert drauf legt,
dass man den Volkmarsberg weiterhin pflegt.
Drum pflanzet d’Stadträt‘ künftig mit Courage
auf unser’m Hausberg eine Hanfplantage.

Da könnt ihr Hippies regelmäßig mäha
und au no weitere Plantaga säa,
denn des erleuchtet künftig Eure Wege
und d’Stadt spart sich die teura Heidepflege.

     
     

In dem Haus „Storchabäck“ isch jetzt ein Döner,
doch meinet manche Bürger, es wär‘ schöner,
ma‘ schmeißt den Döner-Imbiss wieder raus
und baut dort lieber ein Dreifarbahaus.

Der Gmoindrat duat der Forderung misstraua
und möchte gern ein Einkaufszentrum baua.
Der Bürger meint, des kann ma‘ sich doch spara!
Wir wolla weiterhin nach Aalen fahra!

Man sieht, der Gmoindrat macht
sei‘ Sach‘ net schlecht,
doch macht mer’s halt net alle Bürger recht.
Drum wird er ständig in der Luft verrissa
und andere deand alles besser wissa.

Des isch genauso wie beim Fußballspiela,
wo uns die Profis auch nicht oft gefiela.
Wie oft hend mir die scho in d’Wüste g’schickt,
weil jeder moint, dass er viel besser kickt!

Drum mach ich Werbung heut‘ ganz moderat
für unser’n örtlicha Gemeinderat.
Die könnet auch amol ein Lob vertraga,
weil oft g’nug duat ma‘ sie ja doch bloß schlaga.

Jetzt isch’s für heute aber g’nug gelobt
und Ihr habt au so langsam ausgetobt.
Kommt rein ins Rathaus,
macht a Angriffspause
und geht recht bald
dann au wieder nach Hause.

Mit Love und Peace grüß‘ ich Euch ungebrocha:
Euer Ex-Schultes von Oberkocha

Schlagg hoi!

   

Text und Bilder von Lothar Schell, SchwäPo

 
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