Rathaussturm - »Schicki-Micki« im Oberkochener Rathaus

Lang konnte Bürgermeister Peter Traub seinen neuen Rathauspalast nicht genießen: Am vergangenen Samstag wurden er und seine Mannen entmachtet und aus dem Rathaus geworfen. Dabei hatte man es sich so gemütlich gemacht: In Pelz und Zylinder schlürfte man Cocktails an der Bar, die Liegestühle waren allesamt besetzt, nur am Pool konnte man noch ein Plätzchen finden. »Schicki-Micki« aber auch beim »Gegner«: die Schlaggawäscher kamen im Promi-Outfit, um das Rathaus zu stürmen und Präsident Klaus Ziemons parkte stilgerecht im Cabrio.

Anfangs gaben sich die Rathausoberen sicher, die Schandgeige bleibt heuer außen vor, schließlich war der Rathausschlüssel fest wie Gips in Bauschaum eingetaucht. Die Narrenzunft kam, der Fanfarenzug gab den Ton an und vom Dach gaben die Böllerschützen das Startzeichen zum Sturm. »Ja, in Oberkochen gibt's a Rathaus, des muss ganz was besondres sei. Da Lassens solche Leit wie di und mi erst gar net nei. Jeder spielt da drin an Superstar und sauft an Schampus an der Bar«, wandelte NZO-Präsident Klaus Ziemons frei auf Spider Murphys Spuren, während Bürgermeister Traub im bereitgestellten oben-ohne »Oldie-Cabrio« Platz genommen hatte.

Der zwischenzeitlich entmachtete Schultes Peter Traub richtete seine letzten Worte ans Volk

Ziemons hatte Prominente am laufenden Meter zur Unterstützung mitgebracht - von Karl Lagerfeld bis Hansi Hinterseer, James Bond bis Claudia Schiffer und auch heimische Gewichte wie »dr Huga Paul«, Golda Dieter und dr Hüglers Arthur wurden gesichtet. »Bier muss her, Schultes raus aus dem Tempel«, skandierte der »Narren-Präse.« »Ihr dürft das schöne Rathaus nicht verschmutza und müsst beim Neikomma dia Schuh abputza. Danach geht's weiter zu den Wasserbrausa, wo man sich wäscha duat und au entlausa«, gab der Schultes den Narren vor. Und er freute sich über die »vielen närrischen Fummel«, in die seine Rätinnen und Räte gewickelt waren. Seinen Rathaustempel lobte er in hohen Tönen: Chinesisch' Porzellan für die Toiletta, einen Saunaraum für den Richard Burger, für Franz Uhl einen Betsaal und »Dr Klaus Holtz kann künftig hier anästhesiera und au no Hämorrhoida operiera, damit er wenigstens mal dann und wann, Beruf mit Ehraamt verbinda kann.«

Gar nicht mehr hören wollte der »Noch-Bürgermeister« das dumme Geschwätz »von der teuren Lascht und dem Glaspalascht«. Die Narren konnten es nicht mehr aushalten, an die Pötte mit Linsen und Spätzle zu kommen. Aber sie mussten sich gedulden, denn Präsident Klaus Ziemons benötigte gar die Mithilfe des Schultes, um den Rathausschlüssel vom Bauschaum zu befreien.

Wie immer gilt an dieser Stelle der erste Dank dem Bauhof für die Umsetzung der Verteidigungsstrategien. Aber auch zahlreiche MitarbeiterInnen und Stadträtlnnen ließen es sich nicht nehmen, an diesem Samstag den Bürgermeister bei dem Ansturm der Narren zu unterstützen. Nicht mehr vom Rathaussturm weg zu denken, ist die lautstarke und eindrucksvolle Unterstützung der Rodsteinböllerschützen.

Foto: Gerd Keydell, Text: Lothar Schell

 
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