Rathaussturm - Bürgermeister Traub machtlos: Aus dem Märchenschloss direkt in den Sarg - Auf Wiedersehen im frisch sanierten Rathaus

Märchenwelt und Schlaggenzauber

Da hatten die Männer vom Bauhof mit Alwin Sauter an der Spitze ein wunderschönes, sogar beheiztes Märchenschlösschen gebaut, um ihren Schultes zu verwöhnen. Trotzdem war jede Mühe umsonst – Peter Traub musste seinen Schlüssel den Märchengestalten von der Narrenzunft übergeben.

Keine Chance für Bürgermeister Peter Traub, den erster Zunftmeister Klaus Ziemons kurzerhand in den Märchensarg verbannte.

Mit großem Tam-Tam rückten die Schlaggen an – inszenierte Grimms Märchenwelt am Kocherstrand. Ein wenig schienen sie aber überrascht ob des überdimensionalen Märchenwalds, den die Bauhofleute auf der Rathaustreppe vorbereitet hatten. „Oh je, da muss ich wohl rein“, meinte Bürgermeister Traub, als er den Sarg der Narren erblickte. Die Beerdigung wurde vom Musikverein mit einem Trauermarsch angekündigt.

Im Märchenschloss ließen es sich derweil Gemeinderat und Stadtverwaltung gut gehen. Mit Beil und Axt ging es ans Werk und der Märchenwald schien für die Schlaggen kein Hindernis zu sein. Da halfen auch die Golddukaten nichts, die die Verwaltung unters Volk warf. Die Schlaggen antworteten mit prall gefüllten Wasserbomben.

„Jetzt ist wieder Fasnachtszeit, zu allen Schandtaten sind wir bereit. Das was wir heute inszenieren, nennt man das Stadtoberhaupt entthronisieren“, skandierte erster Zunftmeister Klaus Ziemons unter dem Beifall des Narrenvolks. Froschkönig, Aschenputtel, die Bremer Stadtmusikanten, das Rumpelstilzchen und natürlich der Prinz selbst waren völlig aus dem Häuschen. Die Narren kannten kein Pardon – Traub musste in den Sarg und bekam vom Schneewittchen einen vergifteten Apfel als „Marschverpflegung.“

„So seid ihr alle heute erschienen und seht zum letzten Mal Betonruinen, weil nächstes Jahr wird anders disponiert, denn dieses Schloss wird generalsaniert“, erklärte der entmachtete Schultes. Und er setzte unter dem Beifall der Zuschauer hinzu: „Der nächste Rathaussturm, ganz allgemein, wird im frisch sanierten Rathaus sein.“ Die närrische Allianz endete in einer Versöhnung für Leib und Magen: „In diesem wunderschönen Märchenstück steh ich nun hier vor euch als Hans im Glück und lad auch herzlich ein, ob Frau ob Mann, zu dem was Tischlein deck dich bieten kann“, so der trotz „Apfelgift“ putzmuntere Traub. Im Rathaus hatte das THW in traditioneller Manier angerichtet.

Text und Bild von Lothar Schell, SchwäPo

 
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