Laudatio auf die Narrenzunft Oberkochener Schlaggawäscher

Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrte Ehrengäste, sehr geehrter Herr Präsident Ziemons, liebe Schlaggawäscher,

zu Beginn muss ich Sie kurz an den Gedanken teilhaben lassen, die einem durch den Kopf gehen, wenn man vor einem leeren Blatt sitzt und sich an so eine Rede macht. Wie beginnt man? Meistens habe ich den Satz an den Anfang einer Laudatio gestellt, in dem die Zielsetzung unseres Preises steckt: „Wir wollen am heutigen Abend wieder Menschen aus unserer Mitte ehren, deren Handeln auf sozialem oder kulturellem Gebiet uns veranlasst hat, sie für einen kurzen Moment aus der Anonymität heraus zu heben und ins verdiente Rampenlicht zu rücken.“ „Aus der Anonymität ins Rampenlicht“ – das passt hier überhaupt nicht, denn es gibt kaum einen Verein, der bereits mehr in der Öffentlichkeit steht als die Narrenzunft.

Denn wir haben es diesmal, wie in meiner Begrüßung erwähnt, mit einem Schwergewicht zu tun. Je mehr ich mich im Vorfeld des heutigen Festaktes mit der Narrenzunft beschäftigt habe, desto klarer wurde mir, dass wir es aber hier nicht nur mit Vereinsschwergewichtlern, sondern auch mit absoluten Vereins- und vor allem mit Veranstaltungsprofis zu tun haben, für die die Durchführung einer hochkarätigen Veranstaltung augenscheinlich absolute Routine ist. Denn gleich in meinem ersten Vorgespräch mit Klaus Ziemons fragte dieser, was sie, die Narrenzünftler, bei der Preisverleihung denn vorzubereiten, zu organisieren und zu tun hätten und ich konnte nur mühsam seinen Tatendrang bremsen und ihm zu verstehen geben, dass sie die Geehrten seien und die Arbeit und Organisation unsere Aufgabe sei. Er konnte es kaum verstehen, und fügte sich –so schien es mir – nur schweren Herzens in seine passive Rolle.

Als nächstes stellte sich mir die Frage über Form und Inhalt der Laudatio. Wäre bei der Narrenzunft nicht eine Büttenrede angebracht? Möglich. Bei mir ist es allerdings so, dass ich bei einem Reim zwar die erste Zeile ganz gut hinbekomme, dass aber schon die zweite Zeile ein unüberwindliches Hindernis darstellt, weil sie sich partout nicht auf die erste Zeile reimen will. Also verwarf ich den Gedanken an eine Rede in Reimform schnell wieder. Unser Bürgermeister hat – wie er mir gestern mitteilte – sein Grußwort in Reimform verfasst. Das ist eben der Unterschied. Er kann das. Deshalb ist er auch Bürgermeister und ich nur ein kleines Dorfschulmeisterlein.

Und der Inhalt? Ein guter Freund gab mir die Anregung, in der Rede Gemeinsamkeiten von Narrenzunft und SPD heraus zu arbeiten – beide seien schließlich sozial engagiert und beide sorgten von Zeit zu Zeit für öffentliche Heiterkeit. Diesen Vorschlag fand ich dann doch nicht so berauschend und verwarf ihn ziemlich schnell.

Die Historie und vor allem die Aktivitäten der Narrenzunft sollten aber ein Bestandteil der Laudatio sein, sollten sie ja die Preisvergabe begründen. Hier wurde mir schnell klar, dass ich mich dabei auf das Wesentliche beschränken müsse, wollten wir hier nicht mehrere Stunden miteinander verbringen, denn allein die lückenlose Nennung aller Aktivitäten, zahlreicher Geschichten und Anekdoten und vor allem aller daran beteiligten Personen würde den Rahmen der Rede bei weitem sprengen.

Was die Personen angeht, sind für Außenstehende ohnehin schon die vielen Titel heillos verwirrend. Was in einem Verein Vorsitzende, Beisitzer, Schatzmeister, Schriftführer, Jugendleiter etc. sind, ist ja hinlänglich bekannt. Bei der Narrenzunft gibt’s aber dazu noch einen Präsidenten, einen Zunftmeister, einen Zunftmeister a. D., einen Ehrenzunftmeister, den Zunftrat, einen Maskenmeister, einen Zeremonienmeister, den Elferrat mit eigenem Präsidenten, Ehrenelferräte, einen Ehrenbrauchtumsrat, viele Träger des Hirsches am Goldenen Vlies, den Schlagg, die Schlaggenwäscher, das Wäscherle, das Miniwäscherle, Hamballe. Von den Garden und den Orden mit eigenem Ordensschmied und den Ehrungen und den ganzen Uniformen ganz zu schweigen. Da ist es selbst für einen, der die Veranstaltungen der Narrenzunft seit vielen Jahren regelmäßig besucht, schwer, den Durchblick zu halten und vor allem die Hierarchie zu verstehen. Für mich ist daher der Präsident Klaus Ziemons die Bezugsperson.

Ich beschränke ich mich also wirklich nur auf das Allerwesentlichste und verliere auch lediglich ein paar Sätze zur Historie. Trotzdem hatte ich Mühe, die 5 Seiten, die ich mir als Limit setzte, einzuhalten. Also – wie fing alles an? Während ringsum in der Region längst schon munteres, ausgelassenes Treiben in der 5. Jahreszeit herrschte, liefen die Oberkochener in ihrem engen Tal Jahr für Jahr in der Faschingszeit mit traurigen Gesichtern herum und fristeten ein tristes, freudloses Dasein. So konnte das nicht weiter gehen, dachten sich einige Oberkochener und mit einer Anzeige im Gemeindeblatt fing es schließlich an. "Oberkochen gründet seinen Faschingsverein! Jedermann – Männlein und Weiblein – ist zur Gründungs-versammlung am 30. Mai 1973 im Gasthaus „Ochsen“ herzlich eingeladen. Wir bitten alle Narren um ihr Erscheinen" – so hieß es. 39 Personen waren es schließlich, die an diesem 30. Mai anno 73 die Narrenzunft Oberkochen gegründet haben. Der Name „Schlaggawäscher“ wurde von dem Alt-Oberkochener Konrad Posmik vorgeschlagen und bezieht sich auf die Zeit der Eisengewinnung in unserer Region, als am Kocherursprung eine Schlackenwäsche existierte. Die Symbolfigur, der Schlagg, und später das Wäscherle und das Miniwäscherle sowie in den folgenden Jahren die Maskengruppen Schlaggawäscher, Hamballe, Bilzhannes und Zunftrat standen und stehen bis heute für das Brauchtum, das die Narrenzunft hoch hält.

Nur ein halbes Jahr nach der Gründung hatte die Narrenzunft bereits 300 Mitglieder und ein Jahr nach der Gründung fand unter den Augen von über 2000 staunenden Oberkochenern bereits der erste „Hemmadlodder-Umzug“ statt.

Vorbei war es endlich mit der freud- und faschingslosen Zeit in Oberkochen. Der Fasching boomte in den Folgejahren durch die Aktivitäten der Schlaggawäscher. Trotzdem gab es anfangs Bürgerinnen und Bürger, die mit dem Frohsinn in organisierter Form nichts anzufangen wussten. Ich gestehe, ich gehörte auch dazu, bis ich eines Besseren belehrt wurde.

1976 wurde der damalige Landrat Gustav Wabro erster Ehrenelferrat, inzwischen ist deren Zahl auf 23 angewachsen und ihre Liste zeigt die Bedeutung, die die Narrenzunft inzwischen nicht nur in der Region, sondern sogar landesweit erlangt hat: Landtagspräsident Ganzenmüller, Landtagsvizepräsident Alfred Geisel, die Ministerpräsidenten Späth und Teufel, alle Oberkochener Bürgermeister und viele aus den umgebenden Gemeinden, natürlich unser Landrat Klaus Pavel und, und, und. Alles was Rang und Namen hat – allerdings nur eine einzige Frau! Das solltet ihr euch mal in der SPD trauen! Bei uns gibt’s für alles Quoten!

Der Fasching prosperierte in der Folgezeit derart, und so gewaltig war inzwischen der Bestand an Festwagen Kostümen, Kulissen und Dekorationen, dass 1982 eine Zunftscheune als Heimstatt gebaut werden musste. Anfang der 80er-Jahre reichte die Mitgliederzahl bereits an die 1000er-Grenze heran und das Männerballett machte durch mehrere Auftritte im Fernsehen die Schlaggawäscher und damit Oberkochen landesweit bekannt. In diesem Zusammenhang, aber nicht nur in diesem, sei Dieter Gold erwähnt. Er war Gründungsmitglied und schließlich Zunftmeister und Ehrenzunftmeister. Er hat die Narrenzunft entscheidend mit geprägt. Ich muss aber vor allem an ihn denken, wenn es um das Männerballett geht.

Heuer feiert die Narrenzunft Oberkochen bereits ihr 40-jähriges Jubiläum. In diesen 40 Jahren hat sie nicht „nur“ Fasching gemacht, sondern sie hat das kulturelle Leben in Oberkochen nachhaltig geprägt. Die Narrenzunft hat sich seit ihrer Gründung zu einem beliebten und attraktiven Verein entwickelt, der mit seinen über 700 Mitgliedern aus dem Oberkochener Vereinsleben gar nicht mehr wegzudenken ist. Ob man nun ein Freund des Faschings ist oder der ganzen Sache eher staunend und reserviert gegenüber steht, seit 40 Jahren versteht es die Narrenzunft weit über tausend Besucher bei diversen Prunksitzungen zu begeistern und stellt Jahr für Jahr ein umfangreiches, faszinierendes, vielfältiges Programm zusammen, das einen immer wieder in Staunen versetzt. Vom Rathaussturm, über die bereits erwähnten Prunksitzungen bis zum Faschingsumzug. Hochachtung vor der Leistung, die ihresgleichen sucht, der sage und schreibe über 350 Aktiven.

Um diese Leistung noch deutlicher zu machen, habe ich mir mal die Mühe gemacht, die offiziellen Veranstaltungen nur für die diesjährige Faschingszeit aufzulisten:

Am 11.11. ist, wie wir wissen, traditionell die Eröffnung der Fastnacht in der Zunftscheune. Es folgten ein Ordensabend und eine Weihnachtsfeier für die Jugend. Im Januar war das Maskenabstauben und Narrenbaumsetzen in der Innenstadt, dann der Regionenauftakt des Alemannischen Narrenrings mit 1000 Hästrägern, gefolgt von Festakt und Jubiläumsfeier in der Dreißentalhalle und dem Zunftmeisterempfang und Umzug mit 4000 Hästrägern in über 50 Gruppen. Dann eine Prunksitzung für Menschen mit Behinderung, eine Seniorenprunksitzung, die Samstagsprunksitzung, ein erster Kinderfasching, der Weiberfasching in der Dreißentalhalle, der Rathaussturm, die politische Sonntagsprunksitzung, ein zweiter Kinderfasching und schließlich am 12. 2. die Beerdigung der Fastnacht am Narrenbaum, seit 40 Jahren durchgeführt von meinem Saunafreund Ludwig Burghard und Reinhold Bahmann. Fast 20 Veranstaltungen, alle akribisch geplant und minutiös durchgeführt.

So geht das Jahr für Jahr. Zusätzlich, weil ihnen das anscheindend nicht reicht, nehmen sie noch an auswärtigen Veranstaltungen und Umzügen teil: in Essingen, Öpfingen, Biberach, Burgrieden, Dillingen, Gebratzhofen, Scheidegg, Ochsenhausen, Brochenzell, Zußdorf und Uttenweiler. Ein Wahnsinn.

Durch diese Besuche und durch die Mitgliedschaft als nördlichster Vertreter im alemannischen Narrenring, hat die Narrenzunft die Stadt Oberkochen bis weit ins Oberschwäbische und in den Raum Bodensee bekannt gemacht. Wer wie ich, der ich inzwischen zu den „Bekehrten“ in Sachen Fasching gehöre, seit vielen Jahren regelmäßig am Zunftmeisterempfang, an der politischen Prunksitzung, am Rathaussturm teilnehme und den Faschingsumzug verfolgt, erlebt zum einen die herzliche Freundschaft zwischen den Zünften und kann zum anderen ermessen welch eine enorme Arbeit und welch ein Durchhaltevermögen hinter all dem steckt.

Aber mit dem Oberschwäbischen geben sie sich ja inzwischen nicht mehr zufrieden. Sie exportieren den Fasching und das Brauchtum neuerdings sogar in die 1300 km entfernte Partnerstadt Mátészalka, wo man so etwas wie Fasching gar nicht kennt. Aber Berührungsängste kennen die Schlaggawäscher nicht und so haben sie die Herzen der Ungarn im Sturm gewonnen – sogar das dortige Regionalfernsehen berichtete. Um das alles zu stemmen, all die Strapazen zu überstehen – und ich betone noch einmal: Jahr für Jahr – braucht man ungeheuere Begeisterung, Liebe zur ehrenamtlichen Arbeit, eine gute Konstitution!

Es ist aber nicht so, dass zwischen der Beerdigung der alten Fastnacht und dem Start der neuen am 11. 11. Ausruhen - Chillen sagt man heutzutage – angesagt wäre. Nein! Zwischen den Kampagnen werden Kostüme genäht, neue Kulissen entworfen und hergestellt, neue Programme kreiert, Reden geschrieben, Tänze einstudiert, die Choreografie für die Garden entwickelt, die Technik auf Vordermann gebracht, Saaldekorationen erdacht und die Auftritte der Gruppen und Garden geübt, geübt und nochmals geübt. Schlaggawäscher ist ein Full-Time-Job das ganze Jahr über. Man muss schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, um das über Jahre und Jahrzehnte zu leisten. Nur diejenigen, die das Engagement der Aktiven in den Vereinen kennen oder selbst in einem Verein aktiv sind, wissen, was das bedeutet.

Diese Leistung auf kulturellem Gebiet ist herausragend und verdient die Note 1A. Damit hat die Narrenzunft die Kriterien des SPD-Preises erfüllt und ihn schon sicher in der Tasche. Aber halt! Es gibt noch zwei weitere Seiten der Narrenzunft!

Das war nämlich nur ein Aspekt, der die SPD zu ihrem Entschluss bewogen hat. Wir schauen nämlich bei den potentiellen Preisträgern unseres SPD-Preises, insbesondere wenn es sich um Vereine handelt, immer auch nach, ob er in Sachen Jugend oder in sozialen Belangen unseren Ansprüchen genügt. Und auch hier wurden wir bei den Schlaggen fündig. Hier waren für uns sogar die noch wesentlicheren Gründe für unsere Entscheidung zu finden, obwohl die vorher genannten Aktivitäten auf kulturellem Gebiet für die Öffentlichkeit eigentlich offensichtlicher sind.

Der zweite bedeutende Aspekt war für uns nämlich, dass die Narrenzunft eine Jugendarbeit betreibt, die ihresgleichen sucht. Bei den Tanzmariechen, in der Zwergelesgarde, in der Kindergarde „Rote Funken“, in der Jugendgarde, bei den „Blauen Flitzern“, bei der Gruppe Lollipop, der New Generation, der Dance Nation und bei den „Los Mosquitos“ werden ca. 130 Kinder und Jugendliche ganzjährig (!) von etwa 30 ehrenamtlichen Helferinnen betreut und zu einer verschworenen Gemeinschaft geformt. Dahinter steckt eine Heidenarbeit und es ist ein hohes Maß an Geduld, Ausdauer, Einfühlungsvermögen und Liebe zu den Kindern erforderlich. Und diese Aktivitäten sind beileibe keine Eintagsfliegen, nein es ist kontinuierliche Arbeit – ich sage es noch einmal: Jahr für Jahr. Wer die perfekten Auftritte schon jemals erlebt hat, weiß wovon ich rede. Die begeisterten Kinder nach ihren Auftritten sind aber sicher Lohn für diese Mühen.

Welch hervorragende Arbeit hier mit den Kindern und für die Kinder geleistet wird zeigt auch die Tatsache, dass viele Gardekinder als ganz kleiner „Narrensamen“ bei den Zwergen angefangen haben, seit Jahren dabei sind und inzwischen bei der Jugendgarde oder bei den blauen Flitzern sind – viele meiner EAG-Schülerinnen haben diese Karriere durchlaufen. Wie mir der Präsident Klaus Ziemons in einem Gespräch versicherte, hat die Narrenzunft zwischenzeitlich sogar einen Aufnahmestopp verfügen müssen, da ihnen die Kinder wie er sagte „die Bude einrennen“. Und die Preisträgerin den letzten SPD-Preises – Frau Kühnert – hat mir neulich erzählt, dass sie Kinder angetroffen habe, die frisch von der Probe kamen und die so glücklich und begeistert gewesen seien und über das ganze Gesicht gestrahlt hätten. So etwas ist ja sonst eigentlich nur nach dem Mathe-Unterricht……

Allerdings habe ich hier doch Kritik anzubringen: Bei all den Aktiven in den Garden und deren Betreuern handelt es sich fast ausschließlich um Mädchen bzw. Frauen, lediglich das Männerballett besteht (so schein es zumindest) aus Männern – und der Elferrat (so scheint es) – und fast alle Ehrenelferräte. Die Mädels tanzen, die Männer sitzen oben und haben das Sagen. Aber vielleicht läuft der Laden bei euch deshalb so …… Ich muss da mal in Ruhe darüber nachdenken.

Nun aber wieder ernsthaft weiter. Mit dieser herausragenden Jugendarbeit erfüllt die Narrenzunft auch dieses Kriterium des SPD-Preises und ihr gebührt auch dafür die Note 1A.

Aber mit den Aktivitäten auf kulturellem Gebiet und mit der Jugendarbeit ist ja bei der Narrenzunft immer noch nicht Schluss. Ein dritter wichtiger Punkt für unsere Entscheidung, wenn nicht sogar der wichtigste, war, dass die Narrenzunft neben den „normalen“ Prunksitzungen und denen für Senioren und für Kinder seit 1987, also sage und schreibe seit 26 Jahren kontinuierlich jedes Jahr eine Prunksitzung für Menschen mit Behinderung im Ostalbkreis durchführt. Bei diesen Prunksitzungen, die in enger Kooperation mit der Behindertenkoordinatorin des Landkreises Frau Pachner durchgeführt werden, platzt die Dreißentalhalle jedes Jahr fast aus den Nähten, wenn weit über 400 Menschen aus Einrichtungen im gesamten Ostalbkreis teilnehmen. Denn dies ist die in ihrer Art einzige Veranstaltung nicht nur im Ostalbkreis, sondern in der ganzen Region, bei der die Narrenzunft Oberkochen Menschen mit Handicap das Erlebnis einer großartigen Faschingsveranstaltung ermöglicht. In einem Rollstuhltanz der Mitglieder des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg wird zum Beispiel ein Band zwischen Menschen mit und ohne Handicap geknüpft, wie man es besser nicht machen kann. Selbst unser Landrat – habe ich mir sagen lassen – macht da mit. Ich weiß, dass dieses Engagement der Schlaggawäscher für Menschen mit Handicap Ihnen, Herr Landrat Pavel, eine Herzensangelegenheit ist, was Sie in Ihrer Rede anlässlich der Jubiläumsveranstaltung im Januar auch ausdrücklich hervorgehoben haben. Nicht umsonst haben Sie die Schirmherrschaft seit vielen Jahren für diese Prunksitzung übernommen, weshalb ein kleines Stück unseres Preises auch Ihnen gebührt.

Wieder zeigt eine kleine Begebenheit, von der mir Frau Kühnert berichtet hat, wie wichtig diese Prunksitzung für Betroffene ist. Frau Kühnert erzählte von einer Bekannten, die Hemmungen hatte, aus ihrem Schneckenhaus, in das sie sich wegen ihrer Behinderung zurück gezogen hatte, heraus zu kommen und mühsam überredet werden musste, an der Behindertenprunksitzung teilzunehmen. Ihre Worte nachdem sie sich überwunden und mitgemacht hatte, waren: „Das war der schönste Tag in meinem Leben“ – das sagt eigentlich alles.

Den Verantwortlichen und den Mitgliedern der Narrenzunft Oberkochen gebührt Dank und Anerkennung für ihr großes Herz und dafür, dass es sich bei dieser Aktion wiederum nicht nur um eine Eintagsfliege, sondern um ein kontinuierliches Engagement für Menschen mit Handicap handelt. Sie hat damit den dritten Aspekt unseres Preises erfüllt und auf dem dritten Gebiet die Note A errungen. Dreifach A, „Triple A Ranking“, besser geht es nicht – da könnte sich so manche Bank und mancher europäische Staat glücklich schätzen, dieses Ranking erzielt zu haben.

Als die Idee, der Narrenzunft den Sozial- und Kulturpreis der SPD Oberkochen zu verleihen, im Vorstand zum ersten Mal geäußert wurde, hatten tatsächlich einige zunächst Bedenken, da sie als nicht Betroffene mit der Narrenzunft und dem Fasching eher Spaß und Frohsinn auf Befehl verbunden hatten. Nachdem wir uns aber mit den Aktivitäten der Narrenzunft beschäftigten, war uns aber innerhalb von Minuten klar, dass die Narrenzunft alle Bedingungen, die an unseren Preis geknüpft sind – Außerordentliches auf kulturellem und sozialem Gebiet und in der Jugendarbeit – in hervorragender Weise hundertprozentig erfüllt. Es passt wie die Faust aufs Auge – „wenn nicht die, wer dann?“ hieß es. Die Mitglieder der Oberkochener SPD sahen es genau so und folgten dem Vorschlag des Vorstandes in der Hauptversammlung am 15. März einstimmig. Was weiterhin passt, ist, dass heuer die Narrenzunft Oberkochen ihr 40-jähriges Jubiläum feiert. Allerdings war das Jubiläum wirklich nicht der Grund für unsere Wahl, sondern nur ein schöner Zufall.

Ich für meine Person habe die allergrößte Hochachtung und Respekt für die Arbeit der Narrenzunft Oberkochen. Ihre Aktiven sorgen dafür, dass ein alter Brauch und ein Stück Kultur in Oberkochen lebendig gehalten und in die Zukunft weiter gegeben wird, dass Kindern und Jugendlichen Freude in einer tollen Gemeinschaft vermittelt wird und dass Menschen mit Handicap das Erlebnis einer großartigen Faschingsveranstaltung ermöglicht wird.

Die Narrenzunft Oberkochen fügt sich würdig ein in die Reihe der bisherigen Preisträger. Wir konnten die Preisverleihung zwar nicht auf den 11. 11. legen, ich freue mich und es ist mir eine Ehre, Dir Klaus Ziemons als Präsident und oberstem Repräsentanten der Narrenzunft den 11. Sozial- und Kulturpreis der SPD Oberkochen überreichen zu dürfen. Er besteht aus einer individuell angefertigten, handgeschriebenen Urkunde – also einem Unikat – und einem Geldbetrag von 500 Euro, den die Mitglieder des SPD-Ortsvereins bei der Arbeit am Geschirrmobil oder beim Stadtcafé erwirtschaftet haben.

Ich danke für eure, für Ihre Aufmerksamkeit und darf Dich lieber Klaus zur Preisverleihung nach vorne bitten.

Richard Burger
SPD Ortsvereins-Vorsitzender

 
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