Alle vermissen den „Knaller“

Heinz Bogert begeisterte 26 Jahre lang mit seinem Tenor den Fasching bei den Oberkochener Schlaggawäschern

„Man muss aufhören, wenn man oben steht“, sagt Heinz Bogert. Man nannte ihn in Oberkochen den „Määnzer Hofsänger“. 26 Jahre lang hatte er dem Singenden Elferrat mit seiner überragenden Stimme den Stempel aufgedrückt und bei den „Faschingsknallern“ war er sechs Jahre lang buchstäblich ein Knaller.

Hier stand er noch am Mikrofon: Der „Oberkochener Hofsänger“, Heinz Bogert, hat dem Fasching adé gesagt. (Foto: ls)

Bei der Behindertenprunksitzung wurde Bogert von vielen vermisst und wenn am 26. Februar die erste große Prunksitzung in der Dreißentalhalle über die Bühne geht, wird es nicht anders sein. „Die letzte Kampagne war definitiv die letzte, der Abgesang war geplant, man muss auf dem Höhepunkt aufhören und es soll auch frischer Wind in die Sache kommen“, sagt Heinz Bogert, der an sich selbst hohe Ansprüche stellt und sich, wie er sagt, „immer steigern will, für mein Publikum“. Ohne großes Tamtam ist er gegangen, aber „die Schlaggawäscher schlagen weiterhin in meiner Brust“, setzt er hinzu.

Musik gehört zu Bogerts Leben wie das Salz in die Suppe. Schon von jeher. Der 54-Jährige spielte von 1966 bis 1976 in der Aalener Jugendkapelle Klarinette und Schlagzeug, nahm zusätzlich Gitarrenunterricht und war jahrelang bei diversen Jazz- und Tanzmusik-Aktivitäten mit von der Partie.

„Zufalls-Schlagg“

Aber wie kommt ein gebürtiger Aalener und jetzt in Unterkochen wohnender Herzblut-Musiker zu den „Schlaggen“ nach Oberkochen? Der Zufall spielte mit. Als Bogert im Herbst 1982 bei einem Geburtstag Gitarre spielte, sprach ihn der frühere NZO-Elferrat Wolfgang Grau, besser bekannt als „Socken-Grau“, an und bat ihn, den Elferrat bei der Prunksitzung zu begleiten.

Eine lange Karriere bei den Oberkochener Schlaggawäschern wurde aus dieser Zufallsbegegnung. 26 Jahre lang begeisterte Bogert mit seinem glanzvollen Tenor das Publikum im Singenden Elferrat, sieben Jahre gehörte er dem Männerballett an und unvergessen sind die Prunksitzungshöhepunkte mit den „Faschingsknallern“. Von 1987 bis 2010 war Heinz Bogert aktiver Elferrat.

Im Keller seines Hauses in Unterkochen hat Heinz Bogert ein Tonstudio eingerichtet. „Nichts dem Zufall überlassen“, heißt seine Devise. Und ständig an der Stimme feilen. Seine Gesangssoli bei den „Faschingsknallern“, im Team mit Uwe Paap, Bernd Merz, Bernd Maier, Andrea Müller, Andrea Hermann und Dieter Gold, hatten ihn bei den Schlaggawäschern zu dem Aushängeschild schlechthin gemacht. „Der schönste Auftritt war für mich 2006 im Carl-Zeiss-Saal, als ich bei der Ostalb-Prunksitzung als Freddy Mercury aufgetreten bin“, erinnert er sich.

Mit ihm ist auch die ganze Familie faschingsverrückt geworden und hat sich ins ehrenamtliche Geschehen eng eingebunden. Tochter Annika tanzte viele Jahre in diversen Garden, Gattin Ria wirkte als Gardenbetreuerin über 15 Jahre.

Faschingsverrückte Familie

„Herrlich war immer die Teamarbeit und da haben einfach alle zusammengepasst“, erinnert sich Heinz Bogert an jene Zeit, als man im häuslichen Tonstudio die Ideen schmiedete und die Songs aufführungsreif machte. „Man muss geil sein auf die Bühne“, artikuliert Bogert seine Philosophie. Und dass Bogert bei seinen Auftritten in der Dreißentalhalle schauspielerisches Talent hat, wissen alle, die ihn schon gesehen und gehört haben.

Als Bogert noch längst nicht ans Aufhören im närrischen Dreißental dachte, hat er sich „ein zweites sängerisches Standbein geschaffen“. Seit 2004 ist er Mitglied im Chor „Joy of Gospel“. Seinerzeit war ein Sänger ausgefallen, er durfte bei Chorleiterin Tanja Gold vorsingen und wurde „für sehr gut befunden“. Er sei schon immer von diesem Chor und seiner Rhythmik und Leistung begeistert gewesen, sagt Bogert und er stellt fest: „Die Musik ist neben der Familie und der Gesundheit das Wichtigste in meinem Leben.“

Die Zeit bei der Narrenzunft Oberkochen wolle er nicht missen, die NZO sei „ein wunderbarer Verein mit guter Leitung und einer tollen Nachwuchsarbeit.“ 2008 wurde Bogert der höchste Orden des Landesverbands württembergischer Karnevalsvereine, der „Hirsch am Goldenen Vlies“, verliehen. Und einen Traum verrät er der Schwäbischen Post am Ende des Gesprächs noch: „Als Sänger und Gitarrist in einer Country-Band oder als Sänger in einer Jazz-Formation oder Big Band auftreten.“

Text und Bild von Lothar Schell, SchwäPo

 
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