Großer Bahnhof für den närrischen Klaus

Klaus Ziemons wird am 14. November von den Oberkochener Schlaggawäschern zum Ehrenpräsident ernannt

„Es ist eine Ehre für mich, diese Ehre anzunehmen, obwohl ich richtig überrascht bin“, sagt Klaus Ziemons. Einen großen Bahnhof wird es am 14. November bei der Kür zum „Ehren-Präse“ in der Dreißentalhalle geben. An jenem Ort, wo „ich mit meinen Schlaggawäschern viele unvergessene Prunksitzungen feiern durfte“, sagt der 63jährige.

Der Schlaggen-Vorstand hatte die Nachricht lange geheim gehalten. Dann stupfte man Ziemons Gattin Ute an, der Vorstand wolle mal ein Besüchle machen. Vor acht Wochen suchten dann Ehrenzunftmeister Hans Schäfer, Zunftmeister Holm Roscher, Schriftführerin Nina Stadler, Schatzmeister Markus Wingert und Ziemons´ Nachfolger im Präsidenten-Amt Andreas Kieninger den närrischen Klaus in der Sperberstraße auf und eröffneten die frohe Kunde. Nach der letzten Kampagne hatte „Mister Oberschlagg“, wie man ihn in Oberkochen nennt, verabschiedet. Es waren emotionale Momente. Ziemons ist Kult, beliebt bei alt und jung und eben ein Faschings-Verrückter. Ein Allrounder mit Vorbildfunktion, der es immer verstanden hat, seine Narrentruppe wie Pech und Schwefel zusammenzuhalten. Nach 34 Jahren hatte er seine Narrenkapp an den Nagel gehängt. Sein Schlaggen-Stammbuch ist dicke voll: 32 Jahre wirkte er in seinem geliebten Männerballett mit, seit 1982 hat er als Mitglied des Präsidiums Verantwortung getragen. Er war Beisitzer, Zeremonienmeister, zweiter und erster Zunftmeister und vier Jahre lang Präsident der Narrenzunft Oberkochen. Der „Narrensamen“ war ihm ein besonderes Anliegen und er unterstreicht: „So richtig emotional und schön waren die Prunksitzungen für Menschen mit Behinderung.“ Nicht unerwähnt lässt er einen echten Klassiker mit dem ersten Fernsehauftritt des Männerballetts in der Stuttgarter Liederhalle, als er zusammen mit Reinhold Winkler den „Schwanensee-Tanz“ zelebrierte und die Lachmuskeln der Besucher strapazierte. Seinem Nachfolger Andreas Kieninger habe er „all meine vielen Dateien und Erfahrungen mit auf den Weg gegeben.“ Den eigenen Stil müsse und werde er selbst finden. „Da habe ich größtes Vertrauen, weil die Narrenzunft eine große Familie ist und jeder dem anderen gerne hilft“, fügt er hinzu. Die jetzt bevorstehende Kampagne hat Ziemons noch vorbereitet. Er ist keiner, der gleich auf Null springt. Und mit seiner Gattin Ute wird er künftig bei der Straßenfasnet mitmischen – bei den „Schwarzen“, so heißt die Gruppe in Anlehnung an die historische Schlackenwäsche. Was für ihn binnen 34 Jahren das Faszinierendste gewesen ist? Ziemons´ Antwort kommt spontan: „Ich war und bin fasziniert, wie viele Menschen jedes Jahr an Fastnacht zusammenkommen, förmlich zusammenhängen, um dann im nächsten Jahr wieder zusammen zu sein“, sagt er. Viele Freundschaften seien entstanden, ja sogar „Schlaggen-Ehen“ geschmiedet worden. „Es wird wohl wieder emotional werden am 14. November, auch wenn ich mich jetzt darauf vorbereiten kann“, sagt er. Ute Ziemons wird ihrem Gatten vielleicht ein Taschentuch mehr als sonst in den Sakko stecken. Gerne, so Ziemons weiter, werde er künftig als Ehrenpräsident auch Repräsentationsaufgaben annehmen. Und weil Ziemons als „primus inter pares“ weiß, dass „man selbst nur gut sein kann, wenn die Mannschaft funktioniert“ , kündigt er schon einmal an: „Ich werde in meiner Rede auf 34 herrliche Jahre zurückblicken und mich dabei persönlich bei vielen Menschen, Freunden und Sponsoren gerne bedanken.“

Lothar Schell, Schwäbische Post

Ziemons 1999 als Guildo Horn im Männerballett

 

Ziemons 2005 beim Rathaussturm

 

Behindertenprunksitzung 2008

 

Ziemons 2012 mit Nachwuchs

 

Ziemons 2005 beim Rathaussturm

Bilder: Gerd Keydell

 
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