Narretei mit sozialer Verantwortung – Überschäumende Lebensfreude

Erster Höhepunkt ist der Einmarsch; im Hintergrund der Elferrat. Fotos: ls

Bei der 31.Prunksitzung für Menschen mit Behinderung gehen die Stimmungswogen hoch und alle rücken ganz eng zusammen

Man fällt sich in die Arme. „Schön, dass Du wieder da bist“. Keine Floskel. Vierhundert Besucher peitschen die Raketen hoch. Sitzungspräsident Reiner Stadler hat da leichtes Spiel. Überschäumende Lebensfreude herrscht in der Dreißental-Narhalla. Vom Einmarsch der Aktiven, beim Singen und Schunkeln bis zum letzten Programmpunkt, als die Blauen Flitzer mit einem tollen Showtanz für Begeisterung sorgen. „Ich bin schon seit zwanzig Jahren dabei und schon zwei Stunden vor Beginn war ich in der Halle, damit ich meinen Stammplatz bekommen“, sagt Brigitte, die gerade Ehrenpräsident Klaus Ziemons um den Hals fällt. „Es ist auch eine Herzenssache für uns von der Arbeiterwohlfahrt, die behinderten Menschen zu bewirten“, sagt Gerda Böttger. Dreißig fleißige Helferinnen und Helfer hat sie mitgebracht. Endlich kommen sie alle auf die Bühne, standing ovations, auch bei den vielen Prominenten, allen voran Landrat und Schirmherr Klaus Pavel. Mittendrin auch Josef Mischko, der immer für eine Kostüm-Überraschung gut ist, heuer als Tiefseetaucher mit dabei. „Dreißig plus eins gleich 44“, lautet die närrische Gleichung von NZO-Präsident Andreas Kieninger. Seit 31 Jahren gibt es die Behindertenprunksitzung und die Narrenzunft wird 44. 1973 gegründet aus einer Interessengemeinschaft, um das Brauchtum in Oberkochen hoffähig zu machen. „Nun sind wir die größte Zunft im Ostalbkreis“, sagt Kieninger nicht ohne Stolz.

„Alle Narren, voran die Schlaggen, lassen es wieder krachen“ (Klaus Pavel, Landrat und Schirmherr)

Während sich der Narrensamen draußen im Foyer schon warmmacht, tritt Landrat und Schirmherr Klaus Pavel ins für das Jubeljahr frisch eingefärbte Fass. „Seid Ihr gut drauf?“ Seine Frage erübrigt sich, die Halle kocht. Leider musste „Ober-Indianer“ Peter Traub Grippe geschwächt zu Hause bleiben. „Endlich wieder Narrenzeit“, sagt der Schirmherr und die Kapelle „Sensor“ – heuer als Blues Brothers unterwegs – ruft zum Einmarsch. Gerade kommt SPD-Stadträtin Melanie Fiedler vorbei, um noch einige Gäste mit schmackhaften Berlinern zu bedienen. „Ich bin gerne dabei und sehe dies als soziale Verantwortung“, sagt sie. Die Narrenzunft hat viele der Gruppen aufgeboten, die auch am 18. Februar bei der ersten Prunksitzung ihre Premiere haben. „Nicht zu viel verraten“, haucht einer der NZO-Mannschaft dem Reporter ins Ohr. Klar, die Behinderten-Prunksitzung ist für die Aktiven auch eine Generalprobe. Mit dabei ist Valentin Hausmann, der sein Talent in der Bütt unter Beweis stellt. Auch die Diamond Dancers, der Elfferrat und die Crazy Kids geben ihre Aufwartung und Raketen werden am laufenden Meter gezündet. Köstlich anzusehen die Zwergelesgarde und ein echter Hammer ist der Auftritt des Männerballetts als „Rettungsschimmer von Malibu“ in einer tollen Choreografie zwischen Wellen, Palmen und Sandbänken. Natürlich sind die Saisonorden wieder heiß begehrt und nach dreieinhalb Stunden skandiert Sitzungspräsident Reiner Stadler: „Danke und auf Wiedersehen im nächsten Jahr.“

Josef Mischko (Dritter von rechts) als Tiefseetaucher.

 

Immer wieder gern gesehen: das Männerballett.

 

 

 

 

 

 

 

Lothar Schell, SchwäPo

 
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