22. Behindertenprunksitzung / Gelebte Integration in ungezwungener Atmosphäre - Schlagg-Hoi und Raketen im Dreißental

Rollstuhltanz Symbol der Zusammengehörigkeit

„Es ist einmalig, was die Schlaggawäscher hier aufziehen“, sagt Behindertenkoordinatorin Petra Pachner. „Wir freuen uns schon ein ganzes Jahr drauf“, setzt ein behinderter Mensch aus Neresheim hinzu. Die 22. Behindertenprunksitzung der Narrenzunft Oberkochen war wieder mal ein grandioses Begegnungsfest für alle.

Premiere bei der Behindertenprunksitzung: Rollstuhltanz mit dem Körperbehindertenverein Ostwürttemberg

Oberkochen, Samstag, 13 Uhr: die Dreißentalhalle proppenvoll wie immer, wenn der erste Zunftmeister Klaus Ziemons und Petra Pachner vom Landratsamt zur Behindertenprunksitzung rufen. Der Schlagg, das Wäscherle und das Mini-Wäscherle, die Symbolfiguren der NZO, können ihre Freude hinter den Masken auch nicht verbergen.

Zeremonienmeister Karsten Pötzsch lässt die Narrenmeute los. Stehende Ovationen beim Einmarsch, Tänzchen, Schunkelrunden. Freundschaftliche Grüße, man kennt sich. Nicht das Handicap steht im Vordergrund, sondern die Fähigkeit sich zu freuen. Und das können behinderte Menschen viel ursprünglicher und unverfälschter als gesunde. Integration mit Kopf, Herz und Hand, Integration leben und nicht nur darüber reden.

Als „Cheerleaders“ traten die Lollipops auf

Erster Zunftmeister Klaus Ziemons lässt gleich eine „Schlagg-Hoi-Kanonade“ los und die 400 Besucher lassen mit dem Echo nicht lange auf sich waren. Die Schlaggenparade kann starten. Sitzungspräsident Reiner Stadler kann prominente Ehrengäste willkommen heißen, allen voran den Schirmherrn Landrat Klaus Pavel und Bürgermeister Peter Traub, der die Dreißental-Narhalla natürlich wieder kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Einer, ohne den es die Behindertenprunksitzung gar nicht geben würde, steht in der Laudatio ganz vorn:
Ehrenzunftmeister Dieter Gold, der vor 22 Jahren die Initialzündung gegeben hat. Der Narrensamen von der Zwergelesgarde macht den Anfang, die ersten närrischen Schritte, ganz schön kess und selbstbewusst. „American life“ bringen die neu gegründeten Lollipops als Cheerleaders auf die Bühne – natürlich mit dem pyramidalen Schlusspunkt im Flitter der orange leuchtenden Pom-Poms.

Rollstuhltanz

„Es ist so weit, wir begrüßen die fünfte Jahreszeit“, freut sich der Schirmherr im Fass. Ein Programm voller Spritzigkeit und Rasse verspricht er und dankt dem AWO-Ortsverein, der in diesem Jahr für die Bewirtung sorgt. 21 Jahre lang hat sich der Hausfrauenbund dafür liebevoll gesorgt. Ein Medley weltbekannter Melodien vernetzen die Roten Funken in ihrem Gardetanz und „Girls Nation“ wandelt auf den Spuren von James Bond. Einen Volltreffer landen die Mitglieder des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg, die erstmals vor einem ganz großen Publikum ihr unter der Leitung von Sylvia Scheerer entstandenes Projekt „Rollstuhltanz“ präsentieren. Sie demonstrieren damit das Band der Zusammengehörigkeit zwischen behinderten und gesunden Menschen in einer Weise, wie man es mit Worten beileibe nicht so treffend ausdrücken kann. Erster Zunftmeister Klaus Ziemons ehrt Petra Pachner – seit zehn Jahren sind die beiden das Erfolgsduo, die Strippenzieher im Vorfeld

Die Top-Stimmung reißt auch nach der Pause nicht ab. Dafür sorgen die Blauen Flitzer, die Faschingsknaller, New Generation und die Jugendgarde mit einem facettenreichen Mix aus Tanz und Show. „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr“, lautet nach drei Stunden der einhellige Tenor.

Text und Bild von Lothar Schell, SchwäPo

 
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