Bei „seinen“ Schlaggen lebt Andy auf

Seit sage und schreibe achtzehn Jahren pflegt Andreas Neuhäuser die Homepage der Oberkochener Narrenzunft. Warum ihm die Schlaggen besonders ans Herz gewachsen sind.

Auftritt der Rollstuhltanzgruppe mit Landrat Klaus Pavel 2014 Fotos: ls

„Als ich die Nachricht vom Unfall hörte, musste ich weinen“, erinnert sich Andreas Neuhäuser ans schreckliche Busunglück vor wenigen Wochen. Ein Schatten liege auf der Kampagne, aber „meine Schlaggen meistern das hervorragend“, fügt „Andy“ hinzu.

Meistern musste er in seinem Leben viel. Sauerstoffmangel bei der Geburt hat zur Behinderung geführt. Die Körperbehinderung hat sich ausgewachsen, die Motorik verschlechtert. Andreas Neuhäuser ist aber ein Vorzeigebeispiel dafür, wie man auch mit einer schweren Körperbehinderung ein aufrechtes und selbstbewusstes Leben führen kann.

Er absolvierte seinen Realschul-Abschluss am Reha-Zentrum in Neckargmünd bei Heidelberg und wurde dort zum EDV-Kaufmann ausgebildet. Gut hundert Bewerbungen hat er geschrieben, keiner wollte ihn, blickt er zurück. Durch persönliche Fürsprache wurde er dann mit einer halben Planstelle bei der Firma Carl Zeiss übernommen. „Das war für mich ein großes Erfolgserlebnis“, blickt der heute 56jährige zurück. Sich unterkriegen zu lassen ist für den Andy ein Unwort.

Jedes Jahr ein Höhepunkt sei für ihn die Prunksitzung für Menschen mit Behinderung. Wenn der Körperbehindertenverein Ostwürttemberg seinen obligaten Rollstuhlstanz präsentiert, ist Andy eigentlich immer mit unter den Akteuren. Heuer war es „leider nicht der Fall“, sagt er. Seine Mutter ist schwer erkrankt. Da wollte er nicht so im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.

„Meine Schlaggen meistern das hervorragend“ (Andreas Neuhäuser, Webmaster der NZO)

Mit Akribie gestaltet und pflegt er seit achtzehn Jahren die Homepage der Narrenzunft. Mit dem Computer ist der Webmaster „wie verheiratet.“ Auch für den hiesigen Schwäbischen Albverein, den Heimatverein, den AWO-Ortsverein, für den Gasthof „Zum Pflug“, den Musikverein Unterkochen, den Körperbehindertenverein Ostwürttemberg und für den HaSta-Mobil-Fahrservice hat er eine Internet-Seite erstellt.

„Mein Leben ist der PC“, sagt Andreas Neuhäuser. Dass ihm „meine Schlaggen besonders ans Herz gewachsen sind“, lässt er nicht außen vor. Dort sei er zu Hause wie in einer guten Familie.

Seit 1991 ist er bei der NZO Mitglied und er bekennt: „Ich bin stolz, bei diesem großen und bedeutenden Verein Oberkochens Webmaster sein zu dürfen.“ Auch bei der jüngsten Sitzung wurde er wieder besonders geehrt. „Wir wissen, was wir an ihm haben und wir schätzen das“, sagt Ehrenpräsident Klaus Ziemons. Vor vier Jahren rückte der „Website-Macher“ in die Reihe der großen Faschingsmacher auf, als ihm die NZO-Verdienstmedaille verliehen wurde. „Mein Leben ist ein gutes Stück weit der Computer“, lacht Andy.

Er ist voll ausgelastet. Immer wieder kommen Anfragen weiterer Vereine. „Homepage heißt Aktualität, da muss sich ich immer am Ball bleiben“, sagt er. Jetzt will er die restliche Kampagne in vollen Zügen genießen. Am Donnerstag den Rathaus-Sturm und am Sonntag die „politische Prunksitzung“, wenn die Bürgermeister Peter Traub und Wolfgang Hofer als „Müllkontrolleure“ lustig vom Leder ziehen. „Ich bin auf jeder Veranstaltung meiner Schlaggen. Das gefällt mir einfach und bringt Fröhlichkeit in meinen Alltag“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung.

 

Lothar Schell, SchwäPo

 
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